Italienische Kräuterliköre
Unter den zahlreichen italienischen Likörsorten nehmen die Kräuterliköre eine Sonderstellung ein. Sie enthalten Kräuterextrakte und sind in der Regel deutlich weniger süß als die Fruchtliköre. Charakteristisch für die Kräuterliköre ist eine gewisse Herbheit, die je nach Likörvariante von mehr oder weniger süßen Bestandteilen gemildert wird. Im Deutschen findet sich auch die Bezeichnung Kräuterbitter, woran sich schon ein wichtiger Unterschied erkennen lässt: die Italiener kennen auch Kräuterliköre, die keine ausgeprägte Bitterstoffe haben und dadurch milder schmecken. Kräuterliköre sind klassische Digestifs, die man zur besseren Verdauung trinkt. Ansonsten finden sie vereinzelt auch als Zutat für Longdrinks oder Cocktails Verwendung.
Die Italiener bezeichnen die Kräuterliköre mit dem Wort amaro. Ein solcher Hinweis findet sich oftmals in Verbindung mit dem Markennamen auf der Flasche. Jede Region in Italien hat eigene Kräuterlikörspezialitäten hervor gebracht. Es lohnt sich also, nach weniger bekannten Kräuterlikören Ausschau zu halten. Italien hält in dieser Hinsicht viele Entdeckungen bereit, in den einzelnen Regionen finden sich überall lokale Spezialitäten.
Die Rezepturen für die Kräuterliköre befinden sich vielerorts noch in Familienbesitz und werden unter strengster Geheimhaltung aufbewahrt. Damit will man verhindern, dass die eigene Spezialität von anderen kopiert wird. Auch aus diesem Grund gehen immer mehr Spirituosenhersteller dazu über, ihre Produkte rechtlich schützen zu lassen. Bekanntestes Beispiel dafür ist der Ramazzotti, der hierzulande für den italienischen Kräuterlikör überhaupt gehalten wird. Diese Bezeichnung ist aber keine Likörgattung, wie viele irrtümlich glauben, sondern der Eigenname einer Spirituosenherstellers. Hier gibt es daher Bestrebungen, diesen Namen als Marke schützen zu lassen.